Wylerhüsli - was ist das?
In Bern herrschte im ausgehenden 19. Jahrhundert eine enorme Wohnungsknappheit. Ganze Familien lebten im Bremgartenwald, weil sie sich keine Unterkunft leisten konnten. Viele ärmere Menschen lebten unter unzumutbaren hygienischen Bedingungen. Die Behörden fürchteten deshalb nicht nur Ausbrüche von Epidemien (etwa Cholera, Typhus und Lungentuberkulose), sondern auch politische Unruhen. 1890 baute die Stadt Bern im Wylerfeld ein Arbeiterquartier, um den Misstand zumindest teilweise in den Griff zu bekommen. Als Mieter erhielten primär armengenössige, kinderreiche Familien den Vorzug.
Das Konzept der Siedlung war recht einfach: Zu jeder der 98 Wohneinheiten gehörte ein kleiner Garten, der die Bewohner zu einem grossen Teil zu Selbstversorgern machen und ihnen eine sinnvolle Beschäftigung im Freien bieten sollte.
Ab 1955 wurden die malerischen Wylerhüsli in Etappen wieder geschliffen und mussten den ersten Hochhäusern Berns und zusätzlichen Wohnblocks Platz machen. 1972 fiel das allerletzte Wylerhüsli - die geheimnisvolle Mystik dieser Arbeitersiedlung und ihrer Bewohner aber lebt weiter. Um die Spuren der allerersten Siedlung von Sozialwohnungen in der Schweiz zu sichern und der Nachwelt zu erhalten, ist das Buch "Wylerhüsli" entstanden. Es zeigt viel bisher unveröffentlichtes Bildmaterial aus privaten Fotoalben, lässt ihre letzten Bewohner nochmals zu Wort kommen und lässt sie vom einfachen Leben im Wylerfeld erzählen.
Doppel- und Reihenhäuser an der Wylerringstrasse |
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Flugaufnahme um 1922, am unteren Bildrand das Breitfeldschulhaus