Die Fankhauser von Eggiwil

Alle Fankhauser haben ihre Heimat urspünglich im Fankhaus-Graben, dem Tal zwischen Trub und Napfgipfel. Der Name tauchte erstmals in einem Protokoll von 1364 auf, das einen "Hanns zem Vanghus" erwähnt. Das Wort Vang/Fang bedeutete damals eine Umzäunung von Weideland. In die Umfriedung wurde ein Haus gebaut - das Fanghaus. 
Anhand einiger Dokumente ist sehr schön zu erkennen, wie der Name des Hofes allmählich auf seine Bewohner übergegangen war. Ein Nachkomme von Hans wurde 1462 Clewi (Niklaus) zum Fanckhus, Amman ze Trub, genannt, seine beiden Söhne, die um das Erbe stritten, tauchten in Urkunden schon als Clewi und Hanns Fannckhus auf, also mit fast voll ausgebildetem Familiennamen. 
In einer alten Chronik von 1887 über die Gemeinde Eggiwil behauptet der Autor Christian Haldemann über die Fankhauser: "Der mündlichen Tradition zur Folge soll dieses Geschlecht früher Oelgötz geheissen und in der Gemeinde Trub im Fankhaus etabliert gewesen sein, von welchem sie ihren zweiten Namen angenommen haben." Im Volksmund wurden oft ruhige, teilnahmslose Menschen als Oelgötze bezeichnet, in Anlehnung an Abbildungen eines schlafenden Jüngers am Oelberg nach Matth. 26, 40).  Demnach wären also die Eggiwiler Fankhauser nicht zwangsläufig Nachfahren von Hannes zem Vanghus. Das ist jedoch fragwürdige Spekulation.

 



Neuenschwand 

Stammvater aller Eggiwiler Fankhauser ist hingegen zweifelsohne Daniel Fankhauser. Den ersten Abdruck einer Spur lässt sich mit seiner Heirat mit Anna Hebysen am 31. Juli 1654 in der Kirche Eggiwil aufnehmen.


Wie und wann ist Daniel Fankhauser nach Eggiwil gekommen? In den Kirchenbüchern von Signau, der früheren Kilchhöri in der Region vor dem Bau der Eggiwiler Kirche 1632, lässt sich wegen fehlender Quellen aus der in Frage kommenden Zeit keine Taufe eines Daniel, aber auch keine anderen kirchlichen Anlässe von Fankhausern finden. .

Im Truber Taufrodel hingegen ist am 18. Juni 1621 die Taufe eines Daniel als Sohn von Hans Fankhauser und Margret Grunder verzeichnet. Als erstgeborener Sohn musste dieser später den elterlichen Hof verlassen und nach bernischen Gepflogenheiten einem jüngeren Bruder Platz machen.

Daniel Fankhauser dürfte vermutlich in einem mehrstündigen Fussmarsch vom Fankhausgraben über den Hüpfenboden nach Neuenschwand gelangt sein, dort Arbeit als Knecht gesucht und da auch Anna Hebeisen kennengelernt haben.

Anna Hebysen war wohl eine "hablige" Bauerntochter aus der Region, und Daniel bewirtschaftete mit ihr zusammen den Hof Schattmatt im Weiler Neuenschwand bei Aeschau, hoch über dem Emmelauf zwischen Signau und Eggiwil gelegen.

 

 

neuenschwand

Neuenschwand in der Kirchgemeinde Eggiwil: Das Stammhaus der Fankhauser befindet sich am rechten Bildrand.


Nach Daniel schwang dessen Sohn Jakob mit seiner Frau Anna Röthlisberger das Zepter auf dem Hof und nach ihm Sohn Ulrich mit Ehefrau Elsbeth Baumgartner. 
Das Bauerngut blieb über 200 Jahre in den Händen von Daniel und Annas Nachkommen und bot 6 weiteren Fankhauser-Generationen Existenz und Zuhause. Nach altem bernischem Recht ging der Besitz nach dem Ableben der Eltern stets auf den jüngsten Sohn über. Aeltere Geschwister durften im besten Fall als Knecht oder Magd auf dem Hof bleiben oder mussten an einem andern Ort eine Existenz aufzubauen versuchen. So bildeten Nachkommen der Neuenschwander Fankhauser zum Beispiel eine Kolonie im Kadelmann, genannt Chadleme, gut einen Kilometer weiter östlich. Mit steigender Mobilität, aber auch den Existenznöten gehorchend suchten die Eggiwiler Fankhauser ihr Auskommen ausserhalb des Emmentals, im  überigen Kanton und schliesslich in der ganze ganzen Schweiz. 

Mit dem Dorf Eggiwil verbindet die Fankhauser eigentlich nur der Heimatort: Daniel und seine Nachfahren dürften 1676 das Heimatrecht in Eggiwil erhalten haben. Im Kanton Bern erhielten nämlich alle Bürger damals ihren aktuellen Wohnort als Heimatort.
Heute Leben im Eggiwil keine Fankhauser mehr, die allda heimatberechtigt sind. Ueberhaupt sind Fankhauser mit Heimatort Eggiwil sehr selten anzutreffen; die heute auf Neuenschwand lebenden Fankhauser sind alle in Trub beheimatet.

 

Die "Schattmatt" auf Neuenschwand.

 


 

Das Familienwappen 
Aus vergangenen Jahrhunderten ist kein Wappen der Fankhauser von Eggiwil bekannt. 
Langjährige vergebliche Recherchen brachten weder auf einem Mehlsack, noch auf einem Dokument, noch auf einer  Wappenscheibe ein solches ans Licht. Deshalb entwarf Bethli Blatter-Fankhauser, Bern, 1965, ein Wappen, das in Gold unter einem roten Sparren eine grüne ausgerissene Tanne mit rotem Stamm zeigt. Der Dachfirst soll dabei an das Fankhaus, die Tanne an das Eggiwiler Gemeindewappen erinnern.

 



Mehr Infos 
Sämtliche Fankhauser von Eggiwil von 1654 bis ca. 1900 sind von mir in der genealogischen Datenbank Ahnenforscher 2000 elektronisch erfasst worden. 
Wer mehr Infos zur Geschichte dieser Familie oder Lebensdaten zu bestimmten Personen möchte, kann sich bei mir melden.